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An der Bar II-02

Architektur als Philosophie

In einem Text über die Proteste in Stuttgart hat der Philosoph Christian Illies auf Heidegger verwiesen: Er haben den Zusammenhang zwischen der Weise, wie wir bauen, welche Form des Wohnens dort möglich ist und wie wir die Welt und uns selbst denken, auf den Punkt gebracht. Im Protest, so Illies, prallten Weltbilder aufeinander. Wenn in der Architektur Weltbilder Ausdruck finden, ist sie dann auch (oder heute noch) für ein Versuch geeignet, ein gut strukturiertes System von Ideen zu schaffen, um die Welt zu interpretieren, wahrzunehmen und zu verstehen? Was kann eine solche Idee sein? Wird die Erscheinung, das Phänomen des Gebauten immer für die eine Haltung stehen, die es ursprünglich repräsentieren wollte, oder kann sich dies auch ändern – Architektur als Philosophien?
Notwendigkeit und Grenzen von Architektur, mehr als messbares und kontrollierbares Erfüllen von Funktionen zu sein, sollen bei der ersten Veranstaltung „An der Bar“ 2011 diskutiert werden – offen und ohne Scheuklappen, ohne Ergebniszwang und Zielvorstellung. Eher als Basis für weitere Diskussionen, die danach fragen könnten, ob Architektur auch als Politik, als Kunst oder Natur, als Wahrheit oder Mythos verstanden werden kann.

30. März, 19.30 h
Mini-Bar, Paulinenstraße 8, 70178 Stuttgart

Zur Vorbereitung des Treffens an der Bar am 30. März dürfen die Texte hinter folgenden Links studiert werden:

Architektur als Philosophe – Philosophie der Architektur

Entwerfen und Denken in Vorstellungen, Metaphern und Analogien

Kommentare

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Rückblick 30. März – Architektur als Philosophie

    Architektur als Philosophie zu verstehen ist naheliegend – kann sie doch nicht nur gebautes Weltbild, sondern auch Voraussetzung dafür, dass diese Weltbild erst in Erscheinung tritt. Ohne dabei einzelne Gebäude auf das untersuchen zu wollen, welches Weltbild ihm zugrunde liegt, hat die Runde am 30. März dies nicht in Zweifel gezogen, sehr wohl aber, ob dies noch eine Option für das heutige Bauen ist. Ob aber Architektur Teil an einem utopischen Weltbild haben könne, ob sie dazu beitragen könne, dass die Zukunft eine bessere sein könne, als die Gegenwart? Hier gingen die Meinungen dann doch auseinander. Ist es nicht die Basis jedes architektonischen Schaffens, etwas zu schaffen, was besser ist als das, was es bereits gibt? Oder wird mitunter auch nur gebaut, damit bekannte Qualitäten erhalten bleiben? So wurde also auch darüber diskutiert, ob Architektur für verantwortlich gemacht werden kann, was in ihr vorgeht, ob sie moralisch diskreditiert werden kann – denn nicht alle Architektur dient der generellen Verbesserung, sondern dem Machterhalt weniger, der Herrschaft der einen über die anderen. Das führte zur Frage, wie sehr Architektur denn überhaupt determinieren müsse, was in ihr vorgeht, ob das die Aufgabe, die wesentliche Qualität, die philosophische Komponente von Architektur sei – oder ob sie auch das Potenzial habe, Potenziale des Zusammenlebens, der Einigung darüber, wie wir die Welt verstehen, zu enthalten, ohne es erzwingen zu müssen? Wäre eine „heitere Architektur“ nicht die, die keine macht ausüben will, und sei es auch die, die zum Guten bekehren will? Kann Architektur den Anspruch haben, eine „Wahrheit“, welche auch immer es sei, zu repräsentieren? Gibt es diese Wahrheit denn noch? Eher konnte man sich darauf einigen, dass Architektur ihrer Ausdrucksmöglichkeiten beraubt wird, wenn sie ideologisch vereinnahmt wird. So stand am Ende des Abends ein vielleicht bescheidenes, aber gerade darin sehr wesentliches Statement.

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